Familienpaten mit Herz
Martina und Lena vom Kinderschutzbund Starnberg
Was wäre unsere Gesellschaft ohne Menschen, die einfach da sind?
In unserer Serie Ehrensache stellen wir regelmäßig Menschen aus dem Oberland vor, die sich mit großem Herzen für andere einsetzen – ganz ohne Bezahlung, aber mit umso mehr Leidenschaft. Dieses Mal begleiten wir zwei beeindruckende Frauen, die Familien in schwierigen Lebenslagen auffangen und ihnen das geben, was oft fehlt: Zeit, Verständnis und echte Unterstützung. Martina und Lena engagieren sich beim Kinderschutzbund Kreisverband Starnberg – als pädagogische Leitung und als ehrenamtliche Familienpatin. Ihr Einsatz zeigt, wie viel ein einzelner Mensch im Leben einer Familie bewirken kann.
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Was machen Familienpatinnen eigentlich?
Ein Kind kommt zur Welt. Die Tage sind chaotisch. Die Nächte kurz. Wenn dann auch noch familiäre Unterstützung fehlt – weil Oma und Opa weit weg wohnen oder niemand da ist, der einfach mal hilft – wird der Alltag zur Herausforderung. Genau hier kommen Familienpatinnen ins Spiel. „Der Hintergrund der Familienpaten ist, für Familien eine greifbare, niederschwellige Möglichkeit zu bieten, familiäre Unterstützung zu bekommen, ohne Familie in der Nähe zu haben.“, erklärt Martina. Gerade im Raum Starnberg, wo viele junge Familien berufsbedingt zugezogen sind, fehlt oft das familiäre Netzwerk. „Und das kann das Projekt Familienpaten ganz gut ausgleichen.“
Wenn die Familie fehlt, springt das Ehrenamt ein
Familienpatinnen sind keine Erzieherinnen, keine Lehrerinnen, keine Babysitter. Sie sind einfach da. Lena erzählt: „Das kommt ganz darauf an, in welchen herausfordernden Lebenssituationen sich die Familien befinden. Da springen wir ein und helfen individuell.“ Mal begleitet sie das größere Kind auf den Spielplatz, während sich die Mutter um das Neugeborene kümmert. Ein anderes Mal übernimmt sie einen Spaziergang mit dem Baby, damit Mama oder Papa durchatmen können. „Ich bin für alles da, was am Nachmittag nach Schule, nach Kindergarten, Krippe und Co. in der Familie anfällt. Und da unterstützen wir in dem, was auch immer Omas, Tanten, Onkel machen würden.“
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Der Weg zum Kinderschutzbund
Lena ist in Starnberg geboren und aufgewachsen. Ihr Weg zum Ehrenamt begann während des Studiums: „Ich habe Sozialpädagogik in München studiert und dann bin ich am Kinderschutzbund hängen geblieben. Ich wusste, dass die ein Familienzentrum am Laufen haben. Und dann bin ich da so reingerutscht mit wenigen Stunden pro Woche.“ Martina hingegen kam über Umwege aus Österreich nach Deutschland. Nach unterschiedlichen beruflichen Stationen landete sie 2018 beim Kinderschutzbund – und ist heute die pädagogische Leitung.
Warum machen die Beiden das?
„Weil ich gerne was zurückgeben möchte.“, sagt Lena ganz klar. „Weil ich diesen familiären Verband habe. Weil ich meine Mama da habe. Weil ich meine Schwiegermutter da habe und ich weiß, wie wichtig das ist, dass jemand da ist, ganz egal für welche Aufgaben. Einfach da sein. Und das möchte ich gerne zurückgeben.“ Dieses Dasein ist es, was für viele Familien den entscheidenden Unterschied macht. „Die meisten sind über die Präsenz und dieses Dasein einfach froh, erleichtert und sind auch froh darüber, dass wir sie sehen in ihren Lebenslagen.“ Denn oft bleiben gerade schwierige Familiensituationen im Verborgenen – und werden vom System nicht gesehen. „Und ich glaube, wenn man sich gesehen fühlt, wertgeschätzt fühlt, dann ist das einfach schon ein ganz, ganz großer Punkt.“
Impulse geben, nicht bewerten
Die Begleitung durch die Familienpatinnen ist zeitlich begrenzt – sie soll Hilfe zur Selbsthilfe sein. „Wir geben oft nur Impulse. Wir zeigen, wie es weitergehen kann und dann verlassen wir die Familien wieder, wenn sie wieder selbst Ideen haben, wie es konkret weitergehen kann.“ Auch der Austausch mit Müttern ohne Deutschkenntnisse gehört dazu – gemeinsam Hürden überwinden, Kontakte aufbauen, Mut machen. „Ich nehme Menschen bei der Hand und sage: Komm, wir machen das zusammen.“
Vorbereitung und Begleitung – Niemand wird allein gelassen
Wer Familienpatin oder -pate wird, bekommt Unterstützung: „Die werden von uns geschult. In circa sechs Schulungstagen.“, erklärt Martina. Dabei geht es nicht nur um Kommunikation, sondern auch um Nähe und Distanz: „Die Familienpaten sind ja nicht Teil der Familie, sie kommen von außen und die Perspektive ist, die Familie wieder zu verlassen.“ Auch nach der Schulung gibt es regelmäßige Reflexionstreffen. „Die Aufgabe ist herausfordernd, aber unsere Patinnen machen das wirklich ganz, ganz großartig.“
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Wer kann mitmachen?
Die Voraussetzungen sind klar: Zeit, Interesse und ein reines polizeiliches Führungszeugnis.
„Menschen, die sich interessieren, suchen wir. Die natürlich mit uns gemeinsam in Gesprächen herausfinden, welche Aufgabe im Ehrenamt für sie persönlich geeignet ist.“ Und die Aufgaben sind vielfältig – von der Patenschaft bis zur Gartenpflege. Martina bringt es auf den Punkt: „Wir sind eine große Kinderschutzfamilie in Starnberg.“
Wünsche für die Zukunft
Auch Wünsche dürfen bei der Ehrensache nicht fehlen. „Wir wünschen uns Menschen, die Mitglied bei uns werden wollen. Je mehr Mitglieder wir haben, umso stabiler ist unsere finanzielle Sicherheit.“, sagt Martina. Ihr zweiter Wunsch: Mehr Spenden und mehr Sichtbarkeit. Lena überlegt etwas länger und äußert dann einen dritten Wunsch: „Ich wünsche mir so viel mehr Sichtbarkeit für unsere Arbeit. Und ein Anerkennen der Wichtigkeit, was wir tun und was wir leisten.“ Wie vielseitig der Kinderschutzbund aktiv ist, zeigt sich auch an neuen Projekten: Ab 23. Oktober startet in Starnberg ein offener Elterntreff für Alleinerziehende. Dort können sich Mütter und Väter – egal ob mit kleinen Kindern oder Teenagern – in gemütlicher Atmosphäre austauschen, gegenseitig unterstützen und neue Kontakte knüpfen.
Ein Schlusswort mit Gänsehaut
Der Besuch von Martina und Lena in der Redaktion hat Spuren hinterlassen – echte Ehrensache eben. Denn was sie tun, ist weit mehr als „nur helfen“. Es ist Mitmenschlichkeit, wie sie im Lehrbuch steht. Es ist Zuhören, wenn andere überhören. Es ist Hinsehen, wenn andere wegschauen. Und es ist die Hoffnung, dass sich noch mehr Menschen aufmachen, Teil dieser großen Kinderschutzfamilie zu werden. Ob als Familienpatin, als Unterstützer oder einfach als Mensch, der sagt: Ich bin da.
Dieser Artikel wurde erstellt mit freundlicher Unterstüzung von
