Ulrich Janßen: Mit ganzem Herzen für andere
Wenn das Herz zum Ehrenamt ruft
Ulrich Janßen wirkt auf den ersten Blick wie ein ruhiger, gefestigter Mann. 65 Jahre alt, zurückhaltend, freundlich. Was ihn besonders macht, ist nicht nur seine persönliche Geschichte – sondern sein unermüdlicher Einsatz für andere. Denn Ulrich ist selbst Herz-Kreislauf-Patient und hilft heute genau den Menschen, die das Gleiche durchmachen müssen wie er.
„Meine eigene Betroffenheit mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat mich irgendwann dazu bewegt, vor zwei Jahren etwa, zwei Selbsthilfegruppen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen zu gründen. Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen jeder Art und jeder Altersgruppe“, erzählt Ulrich im Gespräch mit Simon Fritzenschaft bei Radio Oberland.
Ein Leben mit der Diagnose – und mit Verantwortung
Mit 34 erlitt Ulrich seinen ersten Herzinfarkt. Früh, überraschend, fast unbemerkt. „Ich war bei der Bundeswehr, junger, aufstrebender Offizier und dort wurde ich dann aufgrund meiner Beschwerden vom Truppenarzt behandelt. Aber niemand hat damals in dem Alter auf Herzinfarkt getippt“, erinnert er sich. Erst sechs Wochen später wurde der Infarkt durch ein EKG erkannt.
Die Folge: Ein Leben lang Medikamente, mehrere Erkrankungen, darunter Rhythmusstörungen und eine beginnende Herzschwäche. Heute sagt er: „Ich bin selbst auch betroffen. Das Ganze motiviert natürlich, die Erfahrungen auch mit anderen Menschen hier aus dem Landkreis zu teilen.“
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Herzliche Gruppen statt Fachchinesisch
Ulrich hat zwei Selbsthilfegruppen ins Leben gerufen: „Herzlich Willkommen“ in Oberammergau und „Herz im Gespräch“ in Garmisch-Partenkirchen. Jeweils 10 bis 15 Menschen treffen sich dort regelmäßig in Gasthäusern – nicht in Kliniken oder Arztpraxen, sondern bewusst niederschwellig und auf Augenhöhe.
„Es ist nicht so, dass ich dort eine Vorlesung geben möchte“, sagt er. „Die Gruppen leben aus sich selbst.“ Es geht um Austausch, Erfahrungen, Fragen – von Medikamentennebenwirkungen bis zu kleinen Warnsignalen, die lebensrettend sein können: „Ich selbst hatte Anfang April ein kaum spürbares Zwicken in meiner linken Herzgegend. Die Diagnose endete damit, dass ich in die Notaufnahme musste … und dort sofort ein Stent eingesetzt bekommen habe.“
„Nicht den Kopf hängen lassen“
Ulrich weiß: Ein Herzproblem ist oft auch ein seelisches Thema. Viele seiner Gruppenteilnehmer suchen vor allem eins – mentale Unterstützung. „Die meisten Menschen suchen im Grunde genommen mentale Unterstützung. [...] Und was am Ende dahinter steckt, ist, dass wir mit einer gesunden Lebensweise am Lebensstil etwas ändern. Ich kann also viel selbst für mich tun!“
Seine Botschaft ist dabei klar: Der Weg zur Besserung liegt nicht nur in den Händen der Medizin, sondern auch in der eigenen Verantwortung. „Der Patient, die Patientin selbst ist verantwortlich für den eigenen Genesungsprozess – und nicht nur die Fachärzte.“
Bewegende Geschichten, die nachwirken
Eine Geschichte hat Ulrich besonders berührt – die von Tamara Schwab, einer jungen Frau mit einem angeborenen Herzfehler: „Damit gab es für sie nur eine einzige Überlebenschance: Ein neues Herz musste her, eine Herztransplantation. Diese Geschichte hat sie uns vorgelesen. Und das ist mehr als ergreifend, wirkt nach.“
Heute ist Tamara Schwab Botschafterin der Deutschen Herzstiftung. Für Ulrich ist das ein Symbol für Hoffnung – und dafür, was Menschen mit Unterstützung alles schaffen können.
Engagement auf vielen Ebenen
Ulrich ist mehr als nur Gruppenleiter: Er ist Regionalbeauftragter der Deutschen Herzstiftung, vertritt Patienten in internationalen Gremien, war bereits im Europaparlament aktiv und bringt dort eine wichtige Perspektive ein – die der Betroffenen.
„Ich engagiere mich deswegen sowohl auf der lokalen Ebene mit den beiden Selbsthilfegruppen wie auch auf der regionalen Ebene durch die Deutsche Herzstiftung und auch international“, sagt er. Gerade erst war er in Genf und trug seine Sichtweise auf einem internationalen Kongress vor.
Getragen von Dankbarkeit – und seiner Frau
Wie schafft man das alles? Die Antwort kommt ohne Zögern: „Diese Arbeit bedarf insbesondere der Unterstützung durch meine Frau, die mir immer wieder tatkräftig zur Seite steht, mir den Rücken freihält und auch mich immer wieder bekräftigt.“
Ulrich ist viel unterwegs, aber vor allem ist er nah bei den Menschen im Oberland. Mit offenem Ohr, mit Erfahrung – und mit einem offenen Herzen.
Ulis Wunsch für die Zukunft
„Was mir sehr am Herzen liegt, ist [...] das Bewusstsein für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Gesamtbevölkerung zu stärken.“ Denn diese Erkrankungen sind längst keine Männerkrankheit im Alter mehr: „Die Todesrate bei Frauen ist deutlich höher als bei Männern, wenn es um Herz-Kreislauf-Erkrankungen geht.“
Mitmachen? Sehr gerne!
Die Gruppen „Herzlich Willkommen“ und „Herz im Gespräch“ sind offen für alle – Betroffene, Angehörige, Interessierte. Neue Teilnehmer sind herzlich willkommen, genauso wie ehrenamtliche Mitstreiter: „Ich habe natürlich auch Nachfragen, beispielsweise aus dem Raum Murnau oder Mittenwald, ob ich nicht da auch noch eine Gruppe machen könnte. [...] Wenn wir jemanden finden – ich würde am Anfang mit unterstützen.“
Ein Satz, der bleibt
Am Ende des Gesprächs bleibt ein Satz besonders hängen:
„Nicht den Kopf hängen lassen ist glaube ich das Wichtigste.“
Ulrich Janßen ist der beste Beweis dafür.
Mehr Infos gibt’s auf den Webseiten:
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