Auf guad boarisch
Dialekt-Forscher setzt sich für mehr Bairisch im Schulunterricht ein. Denn die die bayerische Mundart steckt voller Schätze.
Quelle: ro/Marion Jetter
„Aufbrezelt“ – das mag den meisten noch geläufig sein, auch wenn Bairisch nicht ihre Muttersprache ist. Doch wie sieht es mit „a Luasada“ oder einem „Gescheidhaferl“ aus? Viele solcher "Mundartperlen“ verschwinden immer mehr aus dem alltäglichen Sprachgebrauch – und leider auch in unseren Schulen, kritisiert der Bund Bairischer Sprache. Vorsitzender ist Sepp Obermeier, Dialektforscher aus Konzell im Bayerischen Wald, setzt sich seit vielen Jahren für die “uralte, unendlich wertvolle und schöne Kultursprache“ des Freistaates ein. Zum Internationalen Tag der Muttersprache schlägt er eine Schul-Broschüre "Bairisches Deutsch" für den Deutschunterricht vor. Als Vorbild nennt Obermeier die Broschüre „Österreichisches Deutsch“ des Österreichischen Bildungsministeriums.
Von A bis Bazi: Bairische Sprache hat Seltenheitswert
Bereits vor 14 Jahren hat die UNESCO den bairischen Dialekt erstmals in ihrem Weltatlas als gefährdete Sprache eingestuft. Aus diesem Grund hat es sich die Bayerische Akademie der Wissenschaften (BAdW) in München zur Aufgabe gemacht, den heimischen Dialekt auch in Zukunft weiter zu erhalten. Seit 1995 wird das Bayerische Wörterbuch herausgegeben. Es erscheint jährlich in ein bis zwei Heften. Je acht oder neun Hefte ergeben einen Band, geplant sind zehn bis zwölf Bände. Für Sprachwissenschaftler wie Anthony Rowley gibt es also noch viel zu tun, um den gesamten Wortschatz der bairischen Dialekte vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart zusammenzufassen und nach Bedeutungen zu gliedern.
TIPP: Wer die Bedeutung einzelner bairischer Wörter schnell nachschlagen möchte, wird in der digitalen Datenbank BDO fündig.
Adabei, Muichdistl, speanzeln - die bayerische Mundart steckt voller Schätze. Eine Auswahl der schönsten Schmankerl:
"Adabei"
Ein klassischer Wichtigtuer. Er (oder sie) steht immer am liebsten im Mittelpunkt.
"Fotznhobel"
Die Fotzn ist im bayerischen der Mund - nur der Mund. Die Harmonika wird in hobel-ähnlichen Bewegungen am Mund entlang gespielt. So entstand der Fotznhobel.
"Gfrett"
Mühe, Plage oder ein lästiger Aufwand.
"Gscheidhaferl"
Besserwisser, Klugscheißer, Neunmalkluger, Klugschwätzer.
"Gspusi"
Eine übliche Liebesbeziehung, es kann aber auch für ein heimliches Verhältnis oder eine Liebschaft verwendet werden.
"Gutti"
Ein Gutti, ein Guadl, ein Guatl - bedeutet im bayerischen Sprachgebrauch eine kleine Belohnung, meistens eben ein Bonbon.
"Muichdistl"
Der Löwenzahn, weil er mit weißem Saft gefüllt ist, der an Milch erinnert.
"Obbrennt"
Komplett obbrennt bedeutet so viel wie pleite, klamm, arm.
"speanzeln"
flirten oder anbandeln.
"Spezl"
Ein Freund oder Kumpel, aber irgendwie mehr und auch weniger als das. Spezls wissen, wer der Spezl ist.
"Zwickel"
Egal, ob Euro oder D-Mark. Der Zwickel bleibt der Zwickel - eine Zweieuromünze bzw. ein Zweimarkstück.
"Zwiderwurzn"
Ein unangenehmer, grantiger oder sogar aggressiver Mensch, meist Frauen.
Vereine, die sich für den bairischen Dialakt einsetzen:
Bund Bairischer Sprache
Der im niederbayerischen Straubing-Bogen ansässige Verein kämpft für die Bewahrung des Dialekts und vergibt jährlich als Sprachpreis die "Bairische Sprachwurzel", zuletzt 2022 an Landtagspräsidentin Ilse Aigner.
Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e. V.
Mit aktuell über 3.000 Mitgliedern ein „Schwergewicht“ in der Dialektpflege. Er leistet Aufklärungsarbeit an Schulen, in Medien, Verbänden, Vereinen, bei Behörden und Institutionen. Ganz besonderes Herzblut steckt in seinem „Rundbriaf“ mit extra „Zwergalseitn“ für Kinder.
meiVEREIN e. V.
2019 von 21 bekannten bayerischen Künstlerinnen und Künstlern, wie unter anderem Monika Gruber und Willy Astor, gegründet. Der Verein bietet mit meiTV, meiPLAYLIST und meiFM-LIVESTREAM verschiedene Media-Plattformen, um Künstlerinnen und Künstler, Musikerinnen und Musiker noch stärker in und außerhalb Bayerns bekannt zu machen. meiVerein unterstützt auch Nachwuchstalente sowie Projekte zur Erhaltung regionaler Sprachvielfalt und Traditonen.