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Werden die Bauten des Märchenkönigs jetzt zum Welterbe?

Lesedauer 5 Minuten
Quelle: dpa
06.07.2025

Neuschwanstein, Linderhof, Herrenchiemsee - die Bauwerke des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II. sind für viele Menschen der Inbegriff von prachtvollen Schlössern in idyllischer Umgebung. Seit nahezu 140 Jahren sind sie einen Touristenmagnet. Nun wird sich zeigen, ob die berühmten Königsschlösser auch das begehrte Welterbe-Siegel erhalten.

Am Unesco-Sitz in Paris tagt vom 6. bis 16. Juli die Welterbe-Kommission und wird dann auch über die entsprechende Bewerbung der Bundesrepublik entscheiden. An welchem Tag die Entscheidung fallen wird, ist unklar. In Bayern wird seit mehr als einem Vierteljahrhundert auf diese Auszeichnung hingearbeitet. Ein Überblick:

Wie wahrscheinlich ist es, dass der Antrag angenommen wird?

Solche Anträge sind längst keine Selbstläufer mehr. Das Unesco-Fachgremium schaut heutzutage streng auf die Qualität der Bewerbung. So ist etwa die Heidelberger Altstadt in den 2000er Jahren zweimal als Anwärter gescheitert. Seitdem werden die deutschen Bewerbungen noch penibler vorbereitet. Mathias Pfeil, der oberste bayerische Denkmalschützer, rechnet nicht damit, dass Neuschwanstein und Co. durchfallen könnten. «Ich halte die Erfolgsaussichten des Antrags für außerordentlich günstig», sagt er.

Der Generalkonservator verweist auf die hohe Bekanntheit: «Wer kennt sie nicht, Ludwigs Königsschlösser?» Darüber hinaus seien die Schlösser auch mit hohem finanziellem Aufwand und höchster technischer und künstlerischer Qualität saniert worden, betont Pfeil.

So steckte die bayerische Staatsregierung in den vergangenen Jahren rund 40 Millionen Euro in die Restaurierung von Neuschwanstein. Die jüngst wiedereröffnete Venusgrotte am Schloss Linderhof, eine künstliche Tropfsteinhöhle, wurde sogar für fast 60 Millionen Euro instand gesetzt.

Welche Bauwerke umfasst der Welterbe-Antrag?

Neuschwanstein ist mit Sicherheit das bekannteste der Schlösser. Neben dem Schloss bei Schwangau soll auch Schloss Linderhof in Ettal unweit von Garmisch-Partenkirchen Welterbe werden. Dritter Kandidat ist das Schloss auf der Herreninsel im Chiemsee. Dabei handelt es sich um die bayerische Kopie der französischen Königsresidenz Versailles. Komplettiert wird das Bewerberquartett durch das weniger bekannte Königshaus am Berg Schachen ebenfalls bei Garmisch-Partenkirchen im Wettersteingebirge.

Seit wann laufen die Planungen für die Nominierung der Schlösser?

Es ist ein langer Prozess von oftmals Jahrzehnten, bis ein Denkmal tatsächlich auf die Welterbeliste kommt - so auch hier. In diesem Fall war es einer von Pfeils Vorgängern, der im Jahr 1997 den Welterbe-Antrag in einem ganz anderen Zusammenhang quasi nebenbei eingeleitet hat. Zu dieser Zeit tobte rund um Neuschwanstein ein Streit um den geplanten Bau eines Luxushotels samt Golfplatz in Sichtweite.

Der damalige bayerische Generalkonservator Michael Petzet hielt von dem Vorhaben nichts und sah das historische Gesamtbild bedroht. Angesichts seiner weltweiten Bedeutung könne Neuschwanstein «mit guten Gründen auch in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen werden», befand er in diesem Zusammenhang.

Das umstrittene Hotelprojekt scheiterte Jahre später. Die Welterbe-Bewerbung «Gebaute Träume» der Bayerischen Schlösserverwaltung mit den vielfach bewunderten Architekturvisionen von Ludwig II. (1845-1886) wurde hingegen auf den Weg gebracht. 2001 und 2007 gab es dazu Beschlüsse des Landtags in München. Danach hat das Projekt nach und nach die weiteren Hürden bis zur Vorlage bei der Unesco in Paris genommen.

Wie bekannt sind die Schlösser außerhalb Deutschlands?

Jedes Jahr besuchen weit mehr als eine Million Menschen diese Bauwerke, viele davon sind Urlauber aus dem Ausland. Die meisten Besucher wollen nach Neuschwanstein.

Die Umrisse des Schlosses sind weltbekannt: Einige internationale Medien nutzen gelegentlich gar nicht den korrekten Namen, sondern schreiben von «Cinderella-Castle» oder «Disney-Castle». Denn Walt Disney hatte sich einst von Neuschwanstein zu seinem ikonischen Cinderella-Zeichentrickschloss inspirieren lassen. Daher ist das bayerische Märchenschloss bis heute auch Vorbild eines der wichtigsten Logos des US-amerikanischen Unterhaltungskonzerns - und taucht künstlerisch verfremdet in Disney-Kinofilmen im Vorspann auf.

«Wenn diese Welterbe-Auszeichnung kommt, belegt dies, was die meisten Menschen schon immer angenommen haben», sagt Denkmalschützer Pfeil. Nämlich, dass die Schlösser des «Kini», wie Ludwig II. in Bayern genannt wird, einen ganz herausragenden, universellen Wert hätten. «Sie bewegen die Herzen von Besucherinnen und Besuchern weltweit», betont der Generalkonservator.

Wie viele Welterbestätten gibt es?

Derzeit gibt es laut der Deutschen Unesco-Kommission 1.223 Stätten in 168 Ländern. Es wird zwischen Kulturerbestätten und Naturerbestätten unterschieden. Die meisten der Welterbeorte, etwa vier von fünf, gehören dabei in den Bereich der Kulturdenkmäler. Deutschland hat 54 Welterbestätten. Dazu zählen etwa die Altstädte von Stralsund und Wismar, der Kölner Dom, das Wattenmeer und die römischen Grenzanlagen des Limes.

Welche Denkmäler aus Deutschland könnten noch Welterbe werden?

Obwohl Deutschland auf der exklusiven Liste damit bereits gut vertreten ist, sollen auch in den kommenden Jahren weitere Denkmäler aus der Bundesrepublik bei der Unesco nominiert werden. Auf der Vorschlagsliste der Kultusministerkonferenz stehen unter anderem der Jüdische Friedhof in Hamburg-Altona oder der Stuttgarter Fernsehturm. Auch die für die Olympischen Spiele 1972 in München erbauten Sportstätten mit ihrem spektakulären Zeltdach sollen noch vorgeschlagen werden - ein weiteres Denkmal aus Bayern, das Tag für Tag Tausende Besucher anlockt.

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