Scorpions-Sänger Meine hofft auf einen neuen «Wind of Change»
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München (dpa) - Rund 30 Jahre nach dem Welterfolg des Songs «Wind of Change» ist Scorpions-Sänger Klaus Meine angesichts der aktuellen Weltlage mit Kriegen und erstarkendem Rechtsextremismus ernüchtert. Er sei wütend, frustriert und traurig, weil man das Gefühl habe, dass die Zeit wieder zurückgedreht werde, sagte der 75-Jährige der Deutschen Presse-Agentur in München. «Wir hoffen für 2024, dass der Wind sich noch mal dreht und das neue Jahr einen anhaltenden Frieden bringt.» Er träume davon, dass das Morden mit all seinen Opfern aufhöre, «nicht nur in der Ukraine oder Israel, auch im Gaza-Streifen, wo auch viele unschuldige Menschen ihr Leben lassen».
Am Dienstagabend war die deutsche Band, die in aller Welt Erfolge feierte, in München mit dem Signs-Award für ihr Lebenswerk geehrt worden. Die Veranstaltung stand unter dem Motto «Wind of positive Change», eine Anspielung auf das Lied, das 1990 den Aufbruch in der Sowjetunion unter ihrem damaligen Präsidenten und späteren Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow begleitete und das Ende des Kalten Krieges feierte. Als am 9. November 1990 auch noch die Mauer fiel, wurde der Song zur Hymne einer ganzen Generation. Nach dem Überfall Russlands unter Wladimir Putin auf die Ukraine dichteten die Scorpions das Lied allerdings um, um Solidarität zu zeigen.
«Es war im Grunde nur ein kleines Zeitfenster Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre, durch das der Wind of Change wehte und man Hoffnung auf eine friedliche Zukunft zwischen West und Ost haben konnte», sagte Meine. Er und seine Bandkollegen hätten sich als Brückenbauer gesehen. «Unsere Musik hat Menschen in allen Teilen der Welt immer zusammengeführt, bei unseren Konzerten haben sie so leidenschaftlich unsere Songs mitgesungen. Das war so ein Gefühl, dass wir alle Menschen auf einem Planeten sind und uns so ähnlich sind.» Tatsächlich sei das anders: «Die Realität ist das, was abends in den News läuft.»
Meine riet zur Wachsamkeit: «Wir müssen aufpassen, dass das, was Deutschland ausmacht und womit wir als Nachkriegsgeneration aufgewachsen sind, erhalten bleibt: eine stabile Demokratie», forderte er. «Die Demokratie darf niemals verloren gehen, das ist auch ein Aufruf an die junge Generation, die die Zeiten des Kalten Krieges und des Mauerfalls nicht erlebt haben. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich lohnt, für Freiheit und Demokratie zu kämpfen.»
Hoffnung gibt dem Star, der in der Nähe von Osnabrück wohnt, die Musik. «Musik ist immer sowas wie Soulfood, Futter für die Seele.» Auch dass Bands wie die Beatles oder die Rolling Stones wieder erfolgreich seien, lasse ihn hoffen. «Musik kann Brücken bauen und verbinden, über alle politischen Gräben hinweg finden wir uns vielleicht bei einem Beatles-Song oder einem Stones-Song alle wieder und sagen, jetzt lass uns mal darüber nachdenken.»