Der Wünschewagen Wolfratshausen
Wo letzte Wünsche in Erfüllung gehen
Quelle: ro/ Marina Meirich
Was würden Sie am Ende Ihres Lebens gerne noch erleben? Diese Frage müssen sich die meisten von uns zum Glück (noch) nicht stellen. Aber für die, die in dieser Situation sind, gibt es eine tolle Möglichkeit: den Wünschewagen. Den gibt es deutschlandweit und mittlerweile auch im Oberland. Was genau der Wünschewagen ist und was er macht, kann einer sehr gut beantworten: Kurt Züge. Er arbeitet seit mehreren Jahren ehrenamtlich beim Wünschewagen Wolfratshausen. Wir haben mit ihm über sein Ehrenamt gesprochen.
Was ist der Wünschewagen?
Der Wünschewagen erfüllt schwer kranken Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben, ihre letzten Wünsche. Das sind Menschen, jung oder alt, die am Ende ihres Lebens stehen und noch etwas bestimmtes sehen oder erleben möchten. „Dieser letzte Wunsch kann vielfältig sein: der Besuch eines Verwandten, der Besuch eines besonderen Ortes oder einer besonderen Veranstaltung“, erklärt Kurt Züge. Diese Wünsche versucht das Team des Wünschewagens dann stets zu erfüllen und meistens klappt das auch. Das Team besteht derzeit aus ca. 20 Menschen, die ehrenamtlich als Fahrer oder Fahrerinnen oder als Rettungssanitäter bzw. Rettungssanitäterinnen arbeiten. Finanziert wird das Projekt durch Spenden.
Wie funktioniert eine Wünsche-Fahrt?
Zunächst kommt ein Wunsch beim Team des Wünschewagens an. Meistens werden die Wünsche von Bekannten oder Verwandten angemeldet, manchmal aber auch von Pflegerinnen oder Pflegern, erzählt Kurt Züge. Dann überlegt das Team, ob und wie eine Fahrt möglich ist und was dafür alles benötigt wird. Bei jeder Fahrt muss mindestens eine Fahrerin oder ein Fahrer und eine Person mit Rettungssanitäter-Ausbildung dabei sein. Denn bei den schwer kranken Mitfahrern sind medizinische Zwischenfälle immer möglich.
Abgeholt wird der Fahrgast zuhause, im Hospiz oder im Krankenhaus und dann geht es los in Richtung Zielort. Wichtig bei jeder Fahrt ist: der Mitfahrende soll sich wohlfühlen, sich freuen und noch möglichst lang von dem Erlebnis zehren, so Kurt Züge.
Das Auto, mit dem die Fahrten gemacht werden, ist ein umgebauter Krankentransportwagen. Da gibt es auch die Möglichkeit, eine Begleitperson mitzunehmen. Von außen ist der Wagen schnell erkennbar: er ist verziert mit Sternen und trägt die Aufschrift „Wünschewagen“.
Was sind die Wünsche der Menschen?
Häufig möchten die kranken Personen nochmal an einen bestimmten Ort, hier im Oberland zum Beispiel oft an den Eibsee. Oder sie möchten das Grab eines Angehörigen besuchen, um sich zu verabschieden. Aber gerade bei den Jüngeren sind es auch oft Veranstaltungen, wie ein Spiel des FC Bayern, erzählt Kurt Züge.
Wie ist die Arbeit mit schwerkranken Menschen?
„Natürlich ist es eine Erfahrungssache.“, so Kurt Züge. Aber es wird auch niemand allein gelassen. Es gibt auch Ansprechpersonen, wenn es mal zu emotional wird oder eine Erfahrung geteilt werden muss. Denn leider sind es ja wirklich Personen jeden Alters, die betreut werden und das ist oft auch sehr emotional. Manchmal ist es schon schwierig damit umzugehen, meint Kurz Züge, aber ganz klar für ihn und seine Kollegen ist: „Für alle Fahrten gilt, den Menschen einen schönen Tag zu machen und sich selbst hinten anzustellen“. Wer Kurt Züge fragt, warum er dieses Ehrenamt trotz allem gerne macht, bekommt ganz klar die Antwort: „Es ist erfüllend.“
Wer kann mitmachen?
Einen Wunsch beim Wünschewagen aufgeben kann jeder schwerkranke Mensch, aber auch dessen Angehörige oder auch die Pflegeheime selbst. Und ehrenamtlich helfen kann jeder, der ein Auto fahren kann oder bestenfalls noch eine Rettungssanitäter-Ausbildung hat. „Wir haben immer Bedarf an Ehrenamtlichen“, meint Kurt Züge. Dabei wird keiner ins kalte Wasser geschmissen. Es gibt Schulungen, Interessierte können auf einer Probefahrt mitfahren und sich das Ganze in Ruhe anschauen. Melden können Sie sich bei: wünschewagen.de
Das ganze Gespräch als Podcast gibt bei Spotify: Wünschewagen Podcast
Oder direkt hier: