Feine Masken für wilde Kerle
Maschkera gehen ist ein traditioneller Faschingsbrauch im Werdenfelser Land. In Mittenwald findet am Unsinnigen Donnerstag ein großer Umzug statt.
Quelle: ro/Marion Jetter
Mittenwald ist seit Jahrhunderten das Zentrum des Geigenbaus. Aber in den Fastnachtstagen spielen die Streichinstrumente hier nur die zweite Geige. Da geben andere Instrumente den Ton an und erfüllen mit ungewöhnlichen Klängen die Gassen und Plätze des beschaulichen Marktes.
Kaum ist der letzte Glockenschlag des Mittagsläutens verklungen, springen zwölf Gestalten in Gebirgstracht aus Haus Nummer 1 den Markt hinunter: die sogenannten Schellenrührer mit ihren großen Glocken. So ist es seit Ur-Gedenken der Brauch. Es sind immer genau 14 Männer. Sie tragen die klassische oberbayerische Tracht mit den Haferlschuhen, handgestrickten weißen Kniestrümpfen, der kurzen Lederhose, einem weißen Hemd, Seidenkrawatte, gestickten Hosenträgern, einem weißen Tuch als Larvenhaube und dem grünen Velourhut mit Adlerflaum. Das Hauptaugenmerk lenkt aber automatisch die Larve auf sich, die meist einen wuchtigen Schnauzbart und einen grimmig-ernsten Gesichtsausdruck zeigt. Große weiße Augäpfel blicken starr mit unnachgiebiger Strenge unter den aufgemalten Augenbrauen auf den Betrachter. Diese aufwendig geschnitzen Holzmasken trägt auch ein darauffolgender Zug an kuriosen und urigen Gestalten: Jacklschutzer (vom Wort Jackl für den Schmiedehammer), Geröllratscher, Pfoadara, Untersberger Mannlan.
Über 300 Jahre alte Larven
Runde Wangen, ein glatter Teint und ein authentischer Schnauzbart – so sehen die traditionellen Fasnachtsmasken aus Mittenwald aus. Sie alle werden mit kunsthandwerklichem Geschick aus feinem Zirbenholz gearbeitet und werden deswegen auch „Geigenbauerlarven“ genannt.
Sicher haben die Geigenbauer auch dazu beigetragen, dass es hier im Ort viele wertvolle „alte“ Larven gibt. Sie wird übrigens nur vor dem Gesicht getragen. So entsteht ein Resonanzraum, der dem Sprechen mit verstellter Stimme ein geheimnisvolles Flair verleiht. Doch in Mittenwald gibt es nicht nur eine Menge alter Larven, einige sind auch nach alter Tradition nachgeschnitzt. Einer, der diese Schnitzkunst beherrscht, ist der Kunststudent und Holzbildhauer Anton Ostler. Schon als Kind hat er angefangen im Schuppen der Eltern erste Larven zu schnitzen. Diese Leidenschaft ist bis heute geblieben und der ausgebildete Holzbildhauer ist so geschickt, dass er plant, davon zu leben.
Den Winter austreiben
Doch wozu dient dieses ganze fröhliche Spektakel eigentlich? Vermutlich eine Mischung aus alter Tradition und geliebter Gaudi. An den ursprünglichen Brauch, den Winter und Dämonen auszutreiben, erinnern sich die meisten Mittenwalder. Doch dass sich der alte Brauch des Maschkera-Gehens bis heute erhalten halt, liegt wohl eher an der Mordsgaudi, als am Glauben Dämonen zu vertreiben.
Termin 2023: 16. Februar ab 11.30 Uhr in Mittenwald