Das Frauenhaus Murnau
Hilfe für Opfer häuslicher Gewalt
Quelle: ro/ Marina Meirich
Häusliche Gewalt gibt es überall, leider auch bei uns im Oberland. Ein Zufluchtsort für Betroffene ist das Frauenhaus in Murnau. Aber was genau ist und macht eigentlich ein Frauenhaus? Darüber haben wir mit Sozialpädagogin Tina Hack gesprochen. Sie arbeitet dort seit mehreren Jahren als Beraterin und Betreuerin. Außerdem kümmert sie sich um die Ehrenamtlichen, die eine wichtige Rolle im Frauenhaus spielen.
Was ist ein Frauenhaus?
Ein Frauenhaus ist ein sicherer Ort für Frauen, die aus Gewaltbeziehungen flüchten. Wenn sie es schaffen, sich von ihrem gewalttätigen Partner zu lösen, bietet es eine erste Sicherheit. „Dieser Sicherheitsaspekt bei uns im Haus steht an Nummer eins“, sagt Tina Hack. Deswegen sind weder die Adresse noch die Telefonnummer des Frauenhauses öffentlich bekannt. Außerdem gibt es eine Absicherung durch Alarmanlagen und auch die Polizei kooperiert in manchen Situationen mit dem Frauenhaus, zum Beispiel dann, wenn der Mann herausgefunden hat, wo die Frau ist.
Können die Frauen ihre Kinder mitnehmen?
Grundsätzlich dürfen die Frauen ihre Kinder mitbringen, vor allem weil diese oft ebenfalls von der häuslichen Gewalt betroffen sind. Es gibt aber eine Einschränkung bei Jungs, vor allem in der Pubertät. Die dürfen in Murnau nicht mitkommen. Dazu bräuchte es abgetrennte Bereiche und das ist in Murnau nicht möglich, erklärt Tina Hack. Denn oft haben die Frauen ja traumatische Erlebnisse mit Männern hinter sich und wünschen sich eine Abgrenzung.
Wie kommen die Frauen ins Frauenhaus?
Meistens nehmen die Frauen erstmal telefonisch Kontakt auf. Das machen sie selbst, oft sind es aber auch Freunde oder Angehörige oder andere Beratungsstellen wie das Jugendamt. Denn bevor eine Frau von zuhause flüchtet, gibt es meist noch Beratungsgespräche im Vorfeld. „Um abzuklären: schafft es die Frau tatsächlich zu gehen? Das ist ja ein riesiger Schritt, sich dafür zu entscheiden“, weiß Tina Hack. Mittlerweile gibt es auch andere Angebote, damit nicht das Opfer gehen und ihr gewohntes Umfeld verlassen muss. Aber das ist sehr langwierig und kompliziert, weswegen Frauenhäuser immer noch eine wichtige Anlaufstelle sind. Im Frauenhaus landen Frauen jeden Alters, von 18 bis 60. Die Geschichten dahinter sind vielfältig, denn es gibt viele Arten von Gewalt, körperlich, emotional oder psychisch.
Wie hilft das Frauenhaus den Frauen?
Die Frauen können im Frauenhaus vorübergehend leben, haben ein sicheres Umfeld und Betreuung. Außerdem bieten die Mitarbeiterinnen Unterstützung, zum Beispiel als Begleitung bei Gerichtsverhandlungen. Ein ganz wichtiges Angebot ist aber auch die Telefonsprechstunde. Die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen sind zu den normalen Geschäftszeiten immer telefonisch erreichbar und durch die Ehrenamtlichen ist es sogar möglich, dass Frauen rund um die Uhr anrufen können. Bei diesen Telefonaten geht es meist einfach darum, mit jemandem reden zu können. „Die Frauen rufen an und schildern ihre Situation. Viele sind aufgelöst und haben Angst und sind sehr aufgeregt. Für viele ist es auch mit viel Scham besetzt, die Hilfe zu brauchen“, so Tina Hack.
Die Nummer zur Telefonsprechstunde ist: 08841/5711
Was leisten die Ehrenamtlichen im Frauenhaus?
Dank der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen ist 24h am Tag, 7 Tage die Woche eine Telefonberatung möglich. Bei diesen ersten Kontakten per Telefon geht es einfach um zuhören, ein offenes Ohr haben, Verständnis zeigen und allein für die Frau da sein, der Mann ist nebensächlich. „Die Ehrenamtlichen nehmen teilweise ihr Handy mit ins Bett, damit sie es auch hören. Und gehen dann auch dran“, erzählt Tina Hack, Außerdem springen sie teilweise bei Begleitungen ein oder auch wenn es eine Notaufnahme gibt.
Gerade ist das Frauenhaus in Murnau auf der Suche nach neuen ehrenamtlichen Helferinnen. Warum das ein tolles Ehrenamt ist? Man kriegt ganz viel Dankbarkeit zurück und bekommt dabei auch ein gutes Gefühl, sagt die Sozialpädagogin. Es ist alles sehr menschlich, es gibt viel zu erleben und es entstehen ganz besondere Verbindungen und Beziehungen. Es fühlt sich gut an, da sein zu können, helfen zu können, wenn auch nur durch ein Telefongespräch. Mitbringen sollte man für das Ehrenamt allerdings eine gewisse Robustheit. „Es ist teilweise unvorstellbar, was Frauen aushalten müssen und erleben“, sagt Tina Hack. Deswegen treffen sich aber auch einmal im Quartal alle, um sich austauschen und Situationen besprechen zu können. Die Fachkräfte unterstützen die Ehrenamtlichen und der Zusammenhalt im Team ist groß. Denn alle sind sich einig: Es geht nicht, dass in unserem Land Frauen Angst vor Gewalt haben müssen. Und wenn es das gibt, dann müssen wir was dagegen unternehmen.
Das ganze Gespräch als Podcast gibt es bei Spotify: Podcast Frauenhaus
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