Die heilende Kraft der Bäume
Heute am 21.März ist der Internationale Tag der Wälder. Grund genug, zu erklären, weshalb ein „Bad“ im leuchtenden Grün so gesund ist.
Quelle: ro/Marion Jetter
Helle Sonnenstrahlen blitzen durch das grüne Blätterdach, Insekten summen und es riecht erfrischend nach Moos. Bei jedem Schritt gibt der weiche Waldboden ein wenig nach. Hier krabbelt ein bunter Käfer auf riesigen Blättern und in der Ferne äst ein Reh auf einer Lichtung. Sich einfach mal Zeit nehmen, die Wunder der Natur auf sich wirken lassen und die frische Waldluft tief einatmen – das ist Waldbaden. Oder Shinrin Yoku – wie die Japaner sagen. Sie haben die gesundheitsfördernde Wirkung des Waldes bereits in den 1980er-Jahren erkannt und prägten den Begriff, der für das „Baden in der Atmosphäre des Waldes“ steht.
Waldbaden ein Trend
Auch bei uns entdecken immer mehr Menschen die grüne Auszeit in der Natur, um ihren Körper zu entschleunigen. Ein Spaziergang im Wald wirkt wie eine Frischedusche für die Zellen, bestätigen Wissenschaftler. Kein Wunder, schließlich erzeugt ein 100 Jahre alter Baum mit 20 Metern Höhe etwa 1,7 Kilo Sauerstoff pro Stunde. Buchen zählen dabei zu den besonders effektiven Sauerstoff-Produzenten.
Wissenschaftlich bewiesen
Japanische Forscher raten zu regelmäßigen Ausflügen in den Wald – als Bestandteil eines gesunden Lebensstils, zur Linderung von Stress und Depressionen. Denn ihre Studien konnten beweisen: Bereits nach 20 Minuten im Wald sinkt der Wert des Stresshormons Cortisol im Körper, der Puls verlangsamt sich und der Blutdruck pendelt sich auf Normalniveau ein. Stattdessen wird das vegetative Nervensystem aktiv – das für Regeneration von Körper und Psyche verantwortlich ist. Doch damit nicht genug. Eine weitere japanische Studie konnte nachweisen, dass sich durchs bloße Einatmen der Waldluft bestimmte Killerzellen des Immunsystems vermehren. Forscher vermuten, dass sich deshalb durchs Waldbaden auch das Krebsrisiko minimieren lässt. Verantwortlich sind eingeatmete Phytinzide, die von den Bäumen an die Luft abgegeben werden, um Schädlinge abzuwehren.
Naturklinik Wald
Waldbaden ist eigentlich überall möglich, wo Bäume stehen. Also auch bei uns im Oberland. Orientieren Sie sich daran, wo Sie sich wohlfühlen und das Gefühl haben, zur Ruhe zu kommen. Dazu braucht es nicht unbedingt einen ausgewiesenen Heilwald. Wichtig ist, sich auf den Wald einzulassen, ihn kennenzulernen und ihn zu verstehen. Und wer nicht alleine losziehen möchte, schließt sich einer der regelmäßigen Gesundheitswanderungen an. Diese finden beispielsweise in Bad Heilbrunn, Lenggries oder Bad Tölz statt. Im gesamten Oberland stehen auch sogenannte Waldliegen. Ideal, um auch ohne Anleitung auszuprobieren, wie Waldatmosphäre wirkt.
Leises Vogelgezwitscher, angenehme Frische und leuchtendes Grün – im Wald ist der Alltag schnell vergessen.
Wunderwerk Baum
- Luftfilter: eine 150 Jahre alte Buche hat ungefähr 800 000 Blätter. Mit diesen kann sie pro Tag bis zu 24 Kilogramm Co2 aufnehmen. Diese Menge pustet ein durchschnittlicher Kleinwagen auf 150 Kilometern in die Luft. Zusätzlich filtern die Blätter Bakterien und Staub aus der Luft.
- Mikroben: auf einem Quadratzentimeter Blatt tummeln sich bis zu 10 Millionen Bakterien. Diese rieseln im Wald auf uns herab. Das schützt vor Allergien und stärkt unser Immunsystem.
- Duftstoffe: Bäume produzieren Duftstoffe, um Schädlinge abzuwehren. In unserem Körper regen sie die Produktion von Killerzellen – besonders wirksam bei Brust-, Lungen- und Darmkrebs.
- Sauerstoff: Es kommt auf die Fläche der Baumkrone an, wie viel Sauerstoff ein Baum produziert. Eine alte Buche kommt auf eine Fläche vob 100 bis 150 Quadratmetern. Damit kann sie den Tagesbedarf an Sauerstoff von 26 Menschen decken.
- Wasserspender: Bäume können Wasser aus 100 Metern Tiefe nach oben transportieren. Der größte Teil davon verdunstet über die Blätter. Bei einer 150 Jahre alten Buche wären das 500 Liter.
Waldbaden – so funktioniert´s
Beim Waldbaden konzentrieren wir uns voll und ganz auf unsere Sinne. Ziel ist es denn Wald zu sehen, zu hören, zu fühlen, zu riechen und zu schmecken. Probieren Sie folgende Übungen einfach mal aus:
Baum-Atmung
Suchen Sie sich einen Baum, der sie anspricht. Setzen Sie sich darunter. Nun ein paar Minuten lang tief in den Bauch hineinatmen.
Barfuss gehen
Einfach mal Schuhe und Strümpfe ausziehen und den weichen Waldboden mit den Fußsohlen wahrnehmen. Wissenschaftler der University of California fanden heraus, dass es gesund ist. Der Grund: die Erdoberfläche hat eine negative elektrische Ladung, der Körper eine positive. Sobald wir barfuß mit dem feuchten Boden in Kontakt kommen, findet ein Elektronenaustausch statt. Dieser beruhigt das vegetative Nervensystem.
Reden Sie mit dem Baum
Forscher haben nachgewiesen, dass Bäume über Duftbotschaften und Pilze miteinander kommunizieren. Auch wir können an der Kommunikation teilhaben. Suchen Sie sich einen Baum, der sie besonders anspricht. Legen Sie die Hände auf seine Rinde. Spüren Sie seine innere Stärke? Fühlen Sie sich geborgen und beschützt?
Im Nadelwald tief einatmen
Ätherische Öle aus Kiefernadeln besitzen eine heilende Wirkung bei Atemwegserkrankungen.
Dem Waldboden vertrauen
Legen Sie sich (wenn es die Witterung zulässt) flach auf den Rücken, schließen die Augen und richten die ganze Aufmerksamkeit auf Ihren Körper: die Schwere der Muskeln und einzelnen Glieder.
Spüren Sie, wie Sie vom weichen Waldboden getragen werden. Können Sie den Boden spüren? Ist der Boden warm oder eher kühl?
Öffnen Sie die Augen und schauen nach oben. Betrachten Sie die Blätter und Wipfel der Bäume. Können Sie den Himmel sehen? Lassen Sie die Grüntöne einfach auf sich wirken. Spüren Sie in sich hinein und entspannen Sie sich.
Tree hugging (Bäume umarmen)
Bäume ehrfurchtsvoll zu berühren ist eigentlich nichts Neues. Denn Schamanen lehrten ihre Söhne sich mit Bäumen zu verbinden und etwas von ihnen zu lernen. Beim Ding Shu Gong, auch Baum Qigong genannt, soll der Körper durch Umarmung die heilende Energie der Bäume aufnehmen. Jeder Baum soll dabei eine spezielle Wirkung auf den Menschen haben, die Eiche kann beispielsweise den Kreislauf anregen, die Birke gegen Depressionen helfen.