Gungeln im Werdenfelser Land
Die Schellenrührer verkörpern die vornehmste Kunst beim Maschkeragehen. Eine Tradition, die in Murnau vor über 40 Jahren wiederbelebt wurde.
Quelle: ro/Marion Jetter
Pünktlich um 14 Uhr klingeln am Faschingssonntag die Schellen der Murnauer Maschkera durch den Untermarkt. Hier starten die 13 Schellenrührer mit ihren in kunstvoll geschnitzten und Larven, um nach alter Tradition den Winter zu vertreiben. Genau 13 dürfen es sein, für jeden Monat im Jahr einen plus einen Vortänzer. Allesamt Männer und einheimisch, so schreibt es die Tradition vor. Vermutlich hat das auch seinen guten Grund, denn das Schellenrühren braucht Kondition: schließlich wiegen die Schellengürtel etwa 15 Kilogramm. Und die bringen die Schellenrührer mit jedem Sprung zum Klingen. Linker Schritt, rechter Schritt, alle im gleichen Takt. Der Vortänzer gibt den Takt vor und wieget dabei mit jedem Schritt den halbrunden Bogen aus Eibenzweigen über seinem Kopf hin und her. Die 12 hinter ihm bewegen die Eibenbogen vor ihrer Brust von links nach rechts.
Geliebtes Brauchtum
Hier in Murnau tragen die Schellenrührer blaue Arbeitshosen, so wie die Männer früher bei der Wiesmahd. Dazu weiße Hemden und rote, grün eingefasste Hosenträger. Auf dem Kopf einen breiten Hut mit Gockelfedern und einer eingefassten Spiegelscherbe, die den Teufel erschrecken soll, wenn er hineinblickt. Das Gesicht der 13 Männer ist dabei stets hinter einer aufwendig geschnitzten Holzlarve versteckt. Alle sind anders, eine mit Bart, eine ohne, eine rund die andere kantig.
Von der Brauerei Karg bis zum Griesbräu und wieder zurück
Im Gefolge der Schellenrührer sind aber auch einige Frauen zu finden. Hexen kehren mit ihren Besen den Schnee der Straße. Ein Bär (symbolisch für den Winter) wird von zwei Treibern ausgepeitscht, ein Zwergenpaar mit hohen Hüten verteilt Bonbons und zwei Pflandlzieher ziehen ein Kind auf einer Pfanne über das Pflaster, dass es nur so scheppert. Diese Pfanne symbolisiert einen Pflug, der den gefrorenen Boden für die neue Saat aufbricht. Weiter geht es mit den Jacklschutzern. Sie schleudern die kleine Winterpuppe „Jackl“ mit einem Leinentuch in die Höhe. Musikalisch wird der Maskera-Umzug von Musikanten in Flickengewändern bis zum Griesbräu begleitet. Dort fällt der ganze wilde Haufen nacheinander zum „Gungeln“ ein. Erst am späten Nachmittag bewegt sich der Zug dann wieder retour und um ein zweites Mal (diese Mal unten beim Karg) zu Freibier und Brotzeit einzukehren, bevor dann spätestens ab dem Aschermittwoch die vierzigtägige Fastenzeit beginnt.