Die heilende Kraft des eiskalten Wassers
Diesen Winter ist alles anders und das Frieren nicht nur eine bloße Energiesparmaßnahme, sondern ein Fitnesstrend. Warum ein Sprung ins eiskalte Wasser sogar gesund ist.
Quelle: ro/Marion Jetter
Zugegeben Eibsee, Walchensee oder Ammersee locken aktuell nicht gerade mit badefreundlichen Temperaturen. Ganz im Gegenteil! Einige sind, zumindest im Uferbereich, sogar von einer Eisschicht überzogen. Was bei den meisten Menschen ein Frösteln auslöst, sorgt bei anderen für echte Glückgefühle: das minutenlange Eintauchen in dieses eiskalte Wasser. Eine von ihnen ist Lydia Matthäus aus Bad Feilnbach. Sie gehört der Coldwater Crew an, einer Gruppe Kaltwasser-Begeisterter aus dem bayrischen Voralpenland, die übrigens immer auf der Suche nach Gleichgesinnten ist. In ihrem Blog erzählt die junge Eisschwimmerin von ihren eiskalten Erfahrungen: „Mit kaum einer anderen Methode ist es so einfach, augenblicklich ins Hier und Jetzt zu gelangen. Und alles was man dafür tun muss ist, den inneren Schweinehund für einen Augenblick zu zähmen. Sich der Kälte hinzugeben, in sie hineinzuatmen und sie zu einem Teil des eigenen Körpers werden zu lassen.“
Verrückt und gesund
Wer es einmal ausprobiert hat, für den wird das Kaltwasserbaden schnell zur Sucht. Das bestätigen auch Untersuchungen des britische Anästhesisten Mark Harper. Im März erscheint sein Buch „Rein ins kalte Wasser!“ und die längst erwarteten Beweise dafür, wie positiv das Schwimmen in kaltem Wasser sich auf unsere Gesundheit auswirken kann. Anhand von Studien und Fallberichten wird deutlich, welche Effekte der Kältereiz auf unser körperliches und seelisches Wohlbefinden hat. Beispielsweise verschafft es Linderung bei chronischen Schmerzen, Arthritis, Angst, Depression, Posttraumatischer Belastungsstörung und Migräne.
Was passiert im kalten Wasser?
Wegen der enormen Kälte des Wassers das sympathische Nervensystem stimuliert. Dieses System versetzt den Körper in erhöhte Leistungsbereitschaft. Dabei schüttet dieser hohe Mengen an Noradrenalin, aus. Das ist ein Botenstoff, der eng mit Adrenalin verwandt ist und dafür sorgt, dass wir uns energiegeladen fühlen. Blutgefäße verengen sich, die Herzfrequenz steigt an, der Blutdruck geht hoch.
Ein paar Regeln gibt es schon
In seinem Ratgeber gibt Dr. Harper eine Anleitung, wie das Schwimmen bei niedrigen Temperaturen trotzdem sicher ist. Wichtig ist, den Kopf zuerst einmal nicht unterzutauchen und langsam ins Wasser zu gleiten. Meist reichen zwei Minuten schon vollkommen aus. Am wichtigsten ist es jedoch, auf die Signale seines Körpers zu hören. Wird Ihnen schon während des Schwimmens plötzlich ganz warm, ist das ein Zeichen für Unterkühlung. Aber es gibt auch andere Warnsignale. Wird es kalt, ziehen sich zuerst die Blutgefäße der äußeren Muskeln zusammen, damit mehr Blut im Inneren des Körpers zur Verfügung steht. Sobald Sie die Finger beim Schwimmzug nicht mehr richtig zueinander führen können, ist es dringend an der Zeit, das Wasser zu verlassen. Wundern Sie sich nicht, wenn sich die Luft draußen dann sehr warm anfühlt. Das ist sie nicht. Also ganz schnell abtrocknen und etwas Warmes trinken. Dass die Haut nach dem Baden rot wird, ist übrigens nicht gefährlich. Das liegt daran, dass sich die Gefäße in der Haut bei Kälte so schnell verengen, dass sie das Blut darin buchstäblich eingefangen haben. Weiten sich die Gefäße an Land wieder, fließt sehr viel Blut in wenig Zeit.
Infos: https://coldwaterforlife.de oder Mark Harper: Rein ins kalte Wasser!: Warum das Schwimmen in kaltem Wasser nicht nur körperlich fit macht, sondern auch mental stärkt. (VAK; 18 Euro (EVT: 27. März 2023))