Es sind düstere Zeiten für die Automobilindustrie. Das bekommt auch immer wieder das Oberland zu spüren. Der Automobilzulieferer„Winning BLW“ aus Nordrhein-Westfalen mit einem Werk in Penzberg hat Insolvenz angemeldet. Wie es jetzt weitergeht für die Beschäftigten und alles was ihr zu dem Thema wissen müsst, findet ihr im untenstehenden Interview mit Karl Musiol von der IG Metall.
Was ist das Besondere an dieser Insolvenz?
Karl Musiol:
„Vor zwei Jahren erst ist das gesamte Werk von München nach Penzberg umgezogen. Die Menschen haben diesen Umzug mitgemacht. Sie haben akzeptiert: Ok, ab jetzt heißt es täglich drei Stunden pendeln. Sie haben sich ein Bein ausgerissen für Winning BLW. Sie fragen sich jetzt zurecht: War alles umsonst?“
Wie geht es nach der Insolvenz mit dem Unternehmen weiter?
Karl Musiol:
„Sachwalter, Sanierungsberater, Geschäftsführung, Betriebsräte und IG Metall beraten jetzt Pläne für die Zukunft. Für die IG Metall ist klar: Die Arbeitsplätze müssen bleiben.“
Was fordert die IG Metall?
Karl Musiol:
„Die IG Metall hat vor Monaten Alarm geschlagen. Wir haben Betriebsrat und Belegschaft mobilisiert: Wir haben wissenschaftliche in den Betrieb geholt – mit denen Maßnahmen entwickelt, für die Zukunft der Arbeitsplätze. Unsere Arbeit steht kurz vor Abschluss. Wir erwarten und fordern: Sachwalter, Sanierungsberater und Geschäftsführer müssen jetzt unsere Maßnahmen umsetzen.“
Wie viele Mitarbeiter sind betroffen?
Karl Musiol:
„In Penzberg sind derzeit etwa 180 Personen ganz direkt von der Insolvenz betroffen. 70 weitere werden mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Tagen in die Insolvenz geschickt.“
Wie zuversichtlich sind Sie, dass die Insolvenz überstanden und die Arbeitsplätze gerettet werden können?
Karl Musiol:
„Das Werk in Penzberg ist kein Automobilzulieferer. Penzberg baut Teile für LKW, Busse riesige Fahrzeuge. Die Krise in der Automobilindustrie trifft Penzberg nicht. Deswegen bin ich noch optimistisch für das Werk.“
Wieso musste Insolvenz angemeldet werden?
Karl Musiol:
„Vor 5 Jahren war das Unternehmen bereits insolvent. Ein tschechischer Investor hat dann alles aufgekauft: Und offenbar die Kosten unterschätzt. Allein der Umzug von München nach Penzberg hat Millionen gekostet. Das wieder reinzuholen, das hat offenbar nicht geklappt.“
Wie sieht es allgemein aktuell in der Automobilbranche aus? Gerade vor dem Hintergrund dieser Insolvenz?
Karl Musiol:
„Die Signale in Region sind erstmal negativ: Hirschvogel und Hoerbiger bauen Arbeitsplätze ab. Winning BLW ist insolvent. Zusammen mit dem Verband der Automobilindustrie fordern wir Metaller von der Politik:
- Wir brauchen mehr Nachfrage in Europa
- Mehr Teile vom Auto müssen in Deutschland und Europa gebaut werden
- Die Energiekosten müssen runter.“
Vielen Dank für das Interview.